Burgenländische Besonderheiten

Ludwig Fingerhut

Das Burgenland  

Das Burgenland ist das östlichste, der Fläche nach das drittkleinste, der Einwohnerzahl nach das kleinste Bundesland von Österreich und grenzt im Westen an Niederösterreich und die Steiermark, im Osten an Ungarn sowie auf kurzen Strecken im Norden an die Slowakische Republik und im Süden an Slowenien. Das Burgenland ist historisch und geographisch ein Grenzland; es ist lang gestreckt und in der Mitte "abgeschnürt" (bei Sieggraben nur zirka 4 km breit).

Zu den TOP-10 der burgenländischen Besonderheiten zählen:

1. Die klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten, das Zusammentreffen von Alpen und Tiefebene, von kontinentalem, atlantischem und mediterranem Klima. Der Neusiedler See und seine einzigartige Flora und Fauna

2. Die dörflichen Strukturen und das Fehlen großer Städte, verbunden mit einem funktionierenden Zusammenleben verschiedener Volks- und religiöser Gruppen

3. Die Vielzahl an Thermen und Mineralwässern und die Bekanntheit als Gebiet mit ausgezeichneten Weinen

4. Die burgenländischen Festspiele und die für ein derart kleines Land ungemein große Musiktradition

5. Die Jahrhunderte, sogar Jahrtausende alte Grenzlandsituation mit der für vier Jahrzehnte besonderen Situation eines Lebens am "Eisernen Vorhang". Aufmarsch und Durchzugsgebiet mit den Begleiterscheinungen Entvölkerung und Wiederansiedelung, aber auch Fluchtgebiet, beispielsweise für Religionsverfolgte

6. Die Korridorfunktion dieser Region mit alten Handelswegen, wie z.B. der Bernsteintraße

7. Das Burgenland ist nach Wien das zweitjüngste Bundesland Österreichs und der einzige Gebietszugewinn Österreichs nach dem 1. Weltkrieg

8. Das Burgenland ist ein Land, dessen namensgebende Städte alle außerhalb des Landes liegen

9. Das Burgenland wurde als einziges Bundesland 1938 aufgelöst und musste 1945 wieder errichtet werden

10. Das Burgenland war Österreichs einzige Ziel 1 Region 

Donnerskirchen im 20. Jahrhundert

Auer/Maar

Die tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, hervorgerufen durch die beiden Weltkriege, brachten auch eine Wandlung in der Geisteshaltung und dem Gedankengut der Bevölkerung. Althergebrachtes in Wirtschaftsform und Brauchtum verschwand, Neues brach auf.

Im Ersten Weltkrieg wurden die fehlenden Arbeitskräfte durch russische Kriegsgefangene und internierte Rumänen aus Siebenbürgen ersetzt. Auch italienische Flüchtlingsfamilien aus dem damals k.u.k. Istrien hielten sich einige Zeit in der Gemeinde auf. Unsere Soldaten kämpften an allen Fronten. Die Gemeinde hatte 72 Gefallene und Vermisste zu beklagen.

Während der kommunistischen Räteregierung des Bela Kun im Jahr 1919 wurden in der Gemeinde zwar keine Gewaltakte verübt, doch erregte die Forderung der Vertreter der lokalen kommunistischen Organisation, die Kreuze aus den Schulklassen zu entfernen, tiefe Betrübnis in der Bevölkerung.

Im Zuge ihrer Aktionen gegen den Anschluss des Burgenlandes an Österreich im Herbst 1921 besetzten die ungarischen Freischärler, zusammen gewürfelte irreguläre Verbände, die damalige Staatsgrenze entlang des Leithagebirges. Nach ihren Anführern Ostenburg- Friedrich- und Héjjasbanden genannt, lieferten sich diese Gruppen gegenseitig Straßenschlachten im Dorf. Ältere Leute erinnern sich noch der Atrozitäten, die besonders von den Héjjas-Gruppen verübt wurden. Sie requirierten Verpflegung und Wein und hinderten die Bevölkerung an der Feldarbeit. Einen ihrer Kameraden, einen Studenten, erschossen sie auf dem Anger, einen Juden, den sie als Spion verdächtigten, nach Folterungen im Wald. Richter Michael Kroyer und Josef Bayer beschwerten sich bei dem Ödenburger Militärkommando wegen der gesetzeswidrigen Maßnahmen der "Banditen", wofür diese dann Richter Michael Kroyer im Gemeindeamt schwer misshandelten. Mit der Übergabe des Burgenlandes an Österreich und dem Einmarsch des österreichischen Bundesheeres, das von der Bevölkerung freudig begrüßt wurde, traten Ruhe und Ordnung ein.

Die Lage an der Staatsgrenze, der Mangel an lebensnotwendigen Gütern förderte den Schmuggel. Inflation, die beginnende Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Not kennzeichneten die Nachkriegszeit. Die politischen Parteien verschiedener Weltanschauung begannen sich auch in Donnerskirchen zu organisieren.

1928 veranstaltete die Ortsgruppe des Schutzbundes einen Umzug mit roten Fahnen, an dem auch Schulkinder teilnahmen. Als Gegenpartei organisierte sich die Heimwehr. 1932 bestand auch schon eine Ortsgruppe der N.S.D.A.P.  1928 - 1929 wurde der elektrische Strom eingeleitet.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gehörte Donnerskirchen mit dem nördlichen Burgenland zum Gau Niederdonau. Im Zweiten Weltkrieg betrug die Zahl der Opfer 113; hievon starben 56 in der Gefangenschaft. Die Anzahl der Vermissten betrug 21. Die eingerückten Donnerskirchner kämpften an allen Frontabschnitten, von Narvik bis El Alamein, an der Westfront und in Russland. In Stalingrad allein fielen 23 Donnerskirchner.

Während des Krieges fanden häufig Luftkämpfe zwischen amerikanischen Bombenflugzeugen und deutschen Jagdfliegern über dem Ortsgebiet statt. 1944 wurden die Landwirte Martin Ackermann und Josef Reichart sowie der Schmiedemeister Fabian Udulutsch wegen regimefeindlichen Äußerungen in das Konzentrationslager Mauthausen gebracht. Ihre Todesnachricht kam im Mai 1945.

Als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft wurden nach dem Frankreichfeldzug französische Kriegsgefangene eingesetzt, die von ihren Arbeitgebern wie Familienmitglieder behandelt wurden. Dieses freundschaftliche Verhältnis blieb noch lange Jahre nach dem Krieg durch gegenseitige Familienbesuche und Korrespondenz aufrecht.

Ende Dezember 1944 kamen Volkssturmmänner aus der Poysdorfer und Mistelbacher Gegend und begannen mit der Errichtung des 20. Jahrhundert Ostwalles. Etwa 700 aus Ungarn deportierte Juden waren unter äußerst schlechten Lebensbedingungen als Ostwallarbeiter eingesetzt.

Am 3. April 1945 zogen die ersten Russen in den Ort ein. Die Bevölkerung befiel Angst und Schrecken. Frauen und Mädchen wurden überfallen und mussten sich wochenlang auf Heuböden, in Scheunen verstecken. Nicht nur Wertgegenstände, auch Gegenstände des alltäglichen Gebrauches wurden entwendet, Vieh und Wein beschlagnahmt. Die wenigen daheim gebliebenen älteren Männer wurden vom damaligen Amtmann Frau Karoline Hintersteininger zum Schutz gegen durchziehende Horden von Ostarbeitern, die nachts raubten und plünderten, Vieh und Wägen aus den Häusern holten, organisiert, um den Ortseingang abzusperren. Als Opfer dieser unruhigen Zeit sind Josef Striok, Matthias Töltl und die Jägerlehrlinge Johann und Josef Koller zu beklagen. Die beiden Letzteren wurden von den Russen wegen angeblichen Waffenbesitzes standrechtlich erschossen. Es mangelte an lebensnotwendigen Industriegütern, die von Wienern gegen Lebensmittel eingetauscht wurden. Bahn- und Straßenverkehr stockten.

Der wirtschaftliche Aufschwung der 50er Jahre veränderte nicht nur das Ortsbild durch Abbruch und Neubau der Häuser. Die Mechanisierung der Landwirtschaft änderte die Lebensform, die Verdienstmöglichkeiten in der Industrie und im Bauwesen die soziale Struktur der Bevölkerung bis in die Gegenwart.