Die Burg Roj (Rov, Rovo, Rowo, Raw, Row, Roy)

Wolfgang Meyer

Die Burg wurde wahrscheinlich nach dem Mongoleneinfall 1241 von Bela IV. zum Schutze der Grenze erbaut. 1271 wird sie erstmalig urkundlich erwähnt, 1273 erobert sie Przemysl Ottokar II. von Böhmen, übergibt sie 1291 wieder an Ungarn. Das gesamte 14.Jhdt ist gekennzeichnet durch Besitz- und Herrschaftstreitigkeiten mit den Nachbarn bzw. den Besitzern untereinander. Eine ähnliche Situation kann auch das um 1285 erstmals erwähnte Dorf Dundeskürchen für sich in Anspruch nehmen.

1382 wird die Burg und das Dorf an den Grafen von St.Georgen-Bösing verkauft, ungeachtet dessen wird 1390 durch den König Sigismund die Burg und Herrschaft der Familie Kanizsai übergeben, 1401 und 1409 folgen weitere Schenkungsbriefe, die die Burg und die Familie Kanizsai betreffen. Nach 1409 beginnt mit königlicher Erlaubnis die Aufgabe der Burg und deren Abtragung. Wie weit letztere wirklich ging, ist nicht feststellbar. Sie reicht meines Erachtens bis ins 18.Jhdt. hinein. 1420 schenkt die Familie Kanizsai dem Minoritenkloster in Eisenstadt Besitzanteile = Grundstücke aus dem ehemaligen Burgbesitz, weitere Einkünfte aus dem ehemaligen Burgbesitz werden dem Kloster 1426 zugesprochen. 1457 hören wir zuletzt vom Besitz der Burg Roj, als dieser von der Familie Kanizsai mit anderen Besitzungen an den Georg Pottendorfer von Ebenfurth verkauft wird.

Wie aus der Literatur hervorgeht, ist die Lage und Örtlichkeit der Burgstelle lange mit Fragezeichen behaftet gewesen. Durch die Forschungen von Alfred Ratz, einem engagierten und begeisterten Historiker aus Rust, war es möglich, Anhaltspunkte für eine Lokalisierung zu gewinnen. 1963 hat er, begleitet von einem Team von Mittelschülern unter der Leitung von Prof. Dr. Walter Dujmovits, Sondierungen unternommen, die eine Zuordnung ermöglicht haben (Österr. Karte 1:50 000, Blatt 78 Rust, vl 45mm, vo 235mm, Höhe 240m).

Demzufolge lag die Burg auf einer Rückfallkuppe nordnordöstlich des "Neuen Saugartens", in unmittelbarer Nähe jener Stelle, wo der "Altweg", der den Leithagebirgsfuß begleitet, den Wolfsbrunngraben und den Schwarzhottergraben verlässt, um auf dem Kamm des Rückens letztlich das Hainzenkreuz und den Übergang über den Klamm des Leithagebirges nach Hof zu erreichen.

Der angesprochene Altweg, der die Altsiedlung und Burg Roj mit dem heutigen Donnerskirchen verbindet, wird heute noch gekennzeichnet durch 5 Kapellen und Bildstöcke, nämlich dreier Pestkapellen und einer Dreifaltigkeit und dem Hainzenkreuz. Zu beachten ist hier auch die sehr pointierte und plastische Kartendarstellung, wo wir einen markanten Hohlweg als Verbindung zu einer möglichen Siedlungsstelle vorfinden.

Darüber hinaus ergibt sich auch die zeitliche Abfolge: Die Burg und Ortschaft Roj werden ab 1409 sukzessive aufgegeben, 1437 wird die Pfarrkirche erwähnt, der neue, bzw. mit Zuwanderern aufgebesserte Ort = Donnerskirchen ist erstarkt und nachbesiedelt worden (Ersatz öder bzw. aufgelassener Hofstätten und/oder Anlage eines neuen Ortsteiles). Ob der Kirchenstandort zunächst auch die Funktion einer Burg- stelle erfüllt hat oder ob bereits ein Edelhof im Dorf diese Aufgabe übernommen hat, ist noch abzuklären. Beide Baumaßnahmen können auch durch den Bevölkerungszuwachs und der Schaffung eines neuen Herrschaftszentrums ausgelöst worden sein.

Zur Gesamtbeurteilung ist ergänzend anzuführen, dass nur wenige Meter entfernt eine mächtige Wasserstelle und Senke zur Versorgung eines Dorfes vorhanden sind. Meines Erachtens sind die Mauerreste der Burg spätestens mit der Errichtung der Tiergartenmauer in diese integriert worden.

Das Umfeld der Burgstelle ist zudem markiert durch die Flurnamen Rabensauberg, Rabensaubach, Rabensaubergallee.

Literatur:

Landestopographie, Band II/2, Eisenstadt 1963, Seite 882-884 Semmelweis Karl, Das Rätsel um die Burg Roy, in: BHBl. 9.Jg. Eisenstadt 1947, Seite 64ff Prickler Harald, Burgen und Schlösser Burgenland, Wien 1972, S 171

Wolfgang Meyer, Die Burg Roj - des Rätsels Lösung; Publikation in den BHBl in Vorbereitung